Haussperlinge evtl. gemischt mit Feldsperlingen  beim Baden auf einem alten Blechdach c) Elke Gelzleichter
Haussperlinge evtl. gemischt mit Feldsperlingen beim Baden auf einem alten Blechdach c) Elke Gelzleichter

Spatzengezwitscher

Unter'm Dach – juchje – hat der Sperling seine Jungen...“,ein altes, fröhliches Kinderlied scheint die Lebendigkeit dieser Singvogelart deutlich wiederzuspiegeln. Hergeleitet von dem althochdeutschen Wort „sparo“ über das mitteldeutsche „spar“ = zappeln (mit der Verkleinerungssilbe „ling“) entspricht auch der Name dieses Singvogels ganz seinem Naturell und artspezifischen Verhalten als „kleiner Zappler“. Von den insgesamt 11 Gattungen mit 48 Arten sind im mitteleuropäischen Raum am ehesten Feldsperling (Passer montanus) und Haussperling (Passer domesticus – Vogel des Jahres 2002) als Zivilisationsfolger bekannt, weniger dagegen aus südeuropäischen Gefilden der Weidensperling (Passer hispaniolensis) oder der im Alpenraum in den Hochlagen heimische Schneefink (Montifringilla nivalis), ebenfalls eine Sperlingsart. Mit etwa 10 bis 20 cm Größe zeigen die quirligen Vögelchen zu ihrem kompakten Körperchen einen verhältnismäßig großen Kopf mit einem kräftigen, kurzen, spitz zulaufenden Schnabel (der sich bei manchen Arten in der Fortpflanzungsphase farblich verändert – von hornfarbig bis schwarz) und einen kurzen, oft eingekerbten, immer aus 12 Steuerfedern bestehenden Schwanz. Fröhlich plustern sie ihr braun-graues, manchmal rötlich-braunes Gefieder nach dem ca. dreiminütigen Baden in Sand oder in Wasserpfützen, suchen meistens auf dem Boden hüpfend nach Nahrung, wie z.B. Insekten und deren Larven, Körner, Samen und Knospen.

 

Deutlich unterscheiden sich die beiden in unseren Gegenden bekannten sog. Kulturfolger, Haus- und Feldsperling voneinander: 

Haussperlinge (in der Vorwarnliste bedrohter Arten) (Größe: Körperlänge 14 bis 168 cm, Gewicht 30 g, Flügellänge: 71 bis 82 mm).

 

Der männliche Haussperling oder Spatz präsentiert sich mit einem bleigrauen Scheitel über die Mitte des braunen Köpfchens und schwarz-braunen Augenstreifen, bei markanter Federzeichnung der Flügel (zwei weiße Flügelbinden, eine etwas schwächer angedeutet, brauner Rücken mit schwarzen Längsstreifen), hellgrauen bis weißen Wangen, dunklem Brustfleck und -latz über einem aschgrauen Körper. Unaufälliger zeigt sich das Weibchen, blasser grau-braun, aber mit feiner gelb-brauner Zeichnung der Flügel und einem gelben Augenstreif. Vorzugsweise halten sich Haussperlinge – wie es der Name schon sagt – in der Nähe menschlicher Wohnstätten auf, brüten zwei- bis dreimal im Jahr zwischen April bis August als sog. Nischen-, Höhlen- und Freibrüter unter losen Dachziegeln, an alten Dachrinnen oder im Gebälk, oft auch in ganzen Brutkolonien mit einem Mindestabstand von 50 cm. Eigentlich zeigt sich der Spatz nicht zimperlich in der Wahl seiner Nistmöglichkeiten und so findet er auch ein Heim in Nistkästen, Schwalbennestern oder Spechthöhlen, selbst als Untermieter in Storchennestern ist er zu finden Diese Wohnungswahl schützt ihn besonders vor den Luft- bzw. Fressfeinden, die sich nicht in die Nähe dieser Nester wagen!

Bei einem Nistplatzmangel zeigt sich die sprichwörtliche Anpassungsfähigkeit des lebhaften kleinen Gesellen, er weicht auf Freinester, mit einem Dach aus Halmen versehen, in Büschen und Bäumen aus. Grundsätzlich, ganz unabhängig von der Wahl des Nistplatzes, zeigen Sperlingsnester eine kugelige Form mit seitlichem Eingang, ohne sorgfältige Verarbeitung; das nicht verbaute Nistmaterial hängt meist lose herab. Verbaut wird alles, was zu finden und zu verwenden ist, auch darin zeigt sich die Anpassungsfähigkeit der Vögel:Gras, Papier, Stroh und im Notfall auch Lumpen (oder Haarabfälle eines Frisiersalons) werden beim Nestbau recycelt, dabei spielt die Verfügbarkeit in Nestnähe – im Umkreis von 20 bis 50 m – nicht das Material, die entscheidende Hauptrolle. Feine Hälmchen und Federchen polstern die Heimstatt aus, die freistehend bis zu Fußballgröße erreichen kann, aber ansonsten den Gegebenheiten des gewählten Platzes angepasst wird und deshalb in der Größe stark variieren kann. Die Nester der Freibrüter liegen im Mittel in 3 bis 8 m Höhe und sollen daher unzugänglicher für die sog. Prädatoren sein.

Während der Balz hat der Spatzenvater schon mit dem Nestbau begonnen (in Mitteleuropa ab Mitte März), beide stellen das Nest gemeinsam fertig. Es ist interessant zu wissen, dass Spatzenpaare eine lebenslange Dauerehe führen, auf den Tod eines Partners aber eine rasche Neuverpaarung folgt.

Nach der ausgiebigen Balz mit stolzgeschwellter männlicher Spatzenbrust und Gesang begutachtet das interessierte Spatzenweibchen den Nistplatz, folgt dem unverpaarten Männchen, das lockend Grashälmchen ins Nest trägt, das Weibchen schlüpft kurz mit hinein, überprüft die Verhältnisse und bei Wohlgefallen beginnt der eigentliche Balzgesang mit stundenlangem monotonem Tschilpen.

Beide Spatzeneltern versehen das ca. 10 bis 15 Tage dauernde Brutgeschäft (beginnend mit der Ablage des vorletzten Eis) über dem aus 4-6 weiß-grünlichen, gesprenkelten Eiern bestehenden Gelege, das mutmaßlich allerdings von dem männlichen Vogel (fehlender Brutfleck) aber nur gewärmt wird, während die Spätzin sich unterwegs auf Nahrungssuche befindet. Die Witterung bestimmt die Brutdauer, die bei schlechten Bedingungen mit Brutunterbrechungen bis zu 22 Tage dauern kann.

Die gelbschnäbeligen Jungen werden nach dem Schlüpfen von beiden Eltern gehudert, d.h. dass sie zunächst mit zerkleinerten Insekten und Raupen gefüttert werden und im weiteren Heranwachsen vermehrt mit Sämereien, ab dem 4. Tag schauen die Kleinen mit geöffneten Augen in die Welt, ab dem 8. bis 9. Tag bekommt das Federkleid der Nestlinge durch das Aufplatzen der Federkiele seine Farbe. Ein ausnehmend soziales Verhalten zeigt das Spatzenvölkchen gegenüber Nestlingen, die ihre Eltern verloren haben. Die Bettelrufe der Jungen alarmieren nachbarschaftliche „Bruthelfer“, die stellvertretend die Jungen füttern, bis diese sich vollkommen selbständig ernähren können. Schnelle Selbständigkeit zeichnet die Spatzen-Nestlinge aus, in der Regel nach 7 bis 10 Tagen, spätestens nach 14 Tagen sind die Jungen flügge und fliegen zumeist zeitgleich aus. Wissenswertes über die Mauser der Haussperlinge gibt es noch zu berichten. Die Jugendmauser – eine Vollmauser – beginnt im Alter von 6 bis 8 Wochen, dabei sorgt die Natur dafür, dass sich bei schlechter Witterung die Mauserzeit verkürzt (von durchschnittl. 82 Tagen auf 64). Die Jahresmauser der Altvögel vollzieht sich in der warmen Jahreszeit – in den Monaten Juli/August, auch eine Schockmauser bei Gefahr und Stress ist möglich. Aus 3200 Federn besteht das Sperlingsgefieder, das sie durch Staubbäder vor Parasiten schützen.

Dämmerungsaktiv sollen die Passer sein, sie beginnen ca. 18 Minuten vor Sonnenaufgang ihr Tagwerk, aber auch bei nächtlichen Aktivitäten wurden sie schon beobachtet, z.B. beim Jagen nach Insekten im Flutlicht großer Sportanlagen. In ihrer sprichwörtlichen Geselligkeit ziehen sie zum Nahrungserwerb gerne in Gruppen oder lockeren Trupps, rufen andere hinzu, wenn sie etwas Essbares gefunden haben, wobei sie sich besonders in Städten durchaus auch opportun verhalten – mit Resten an Imbiss-Ständen sich ebenfalls zufrieden geben. Gelegentlich zeigen sie sich als Luftjäger und jagen von einer Sitzwarte aus Insekten, doch Gras- und Kräutersamen, die sie beidfüßig tippelnd vom Boden aufnehmen. Getreidekörner, manchmal sogar kopfüber aus den Halmen geklaubt, gehören zu ihren Lieblingsspeisen.

Beachtlich ist ihre Fähigkeit, die Stimmen anderer Vögel zu imitieren, an Baumstämmen und Wänden zu klettern (wobei der Schwanz als Stütze fungiert). Dass dieser intelligente „Weltenbummler“ sich sozusagen auf dem Rückzug befindet, die veränderten menschlichen Lebensbedingungen in modernden Häusern ohne überstehende Dächer, der Abriss alter Gebäude, das Einbringen von Herbiziden und Pestiziden in der Landwirtschaft, das alles dezimiert auf die Dauer gesehen die Bestände des bekanntesten Vogels der Welt, obwohl ihm von Wissenschaftlern eine zunehmende Intelligenz bescheinigt wird. Daran sollte man denken, wenn der in der Gruppe so erfolgreiche Vogel, also ein offenbar sehr soziales Wesen, menschliche Wege kreuzt – pfeilschnell – geradlinig – im 60 std/km-Tempo.

 

 

Feldsperling c) Nabu
Feldsperling c) Nabu

Feldsperlinge (Passer montanus - Größe: bis 14 cm, Gewicht 20 bis 24 g, Flügellänge: 66 bis 71 mm)F

Scheuer als die Haussperlinge fallen Feldsperlinge durch ein rot-braunes Köpfchen auf, das deutlich durch ein weißes Halsband, das nahezu den ganzen Kopf umschließt, weiße Wangen mit einem schwarzen Fleck sowie einem schwarzen Brustlatz abgegrenzt wird, ohne einen Geschlechtsdimorphismus aufzuzeigen (beide Geschlechter sind gleichfarbig), aber ebenfalls mit einer äuffälligen Gefiederfärbung der Flügel. In Mitteleuropa fehlt der Vogel im Inneren der Städte und Dörfer und bevorzugt eher schütter bewaldete Regionen bzw. Waldränder, Alleen, Gehölze an Feldrainen und lebt außerdem nur in äußersten Randbereichen von Siedlungen. Als weniger ausgeprägter Kulturfolger ist dieser typische mitteleuropäische Tieflandbrüter zwar weit in Europa bis nach Afrika verbreitet, doch gehören weite Teile Schottlands, Irlands und Skandinaviens sowie Griechenland und große Teile Kleinasiens nicht zum Siedlungsgebiet des Feldsperlings.. Nur sehr kalte Winter können einige Populationen des eigentlichen Standvogels zu einer südwärts gerichteten Wanderbewegung veranlassen. In Trupps, die sich manchmal aus einigen wenigen – teils aber auch oftmals bis zu 1000 Individuen zusammenfinden- außerhalb der Fortpflanzungszeit – ziehen die geselligen Vögel nomadisierend durch bis zu 100 Quadratkilometer umfassende Gebiete und pflegen sich des Öfteren in dieser Zeit auch mit Haus- und Weidensperlingen und anderen Finkenvögeln oder Ammern zu vergesellschaften. Staubbäder nehmen sie oft und gerne an festen Plätzen ein, die sie vehement gegen jeglichen Eindringling verteidigen.

Posierlich ist es anzusehen, wenn die Vögelchen kopfüber an einem blühenden Gras- bzw. Getreidehalm hängen, um die Samen bzw. Körner herauszupicken, doch der Großteil der Nahrung, die Samen von Gräsern und Kräutern, wird zu Fuß vom Boden aufgenommen, als gelegentliches Zubrot werden auch Knospen und Beeren nicht verschmäht, die Nestlinge werden mit zerteilten Insekten aufgezogen.

Als monogame Vogelart halten die einander verbunden Paare sich lebenslang die Treue. Es wird aber beobachtet, dass einige Männchen sich auch benachbarter Weibchen annehmen, deren Partner verstorben ist, um auf diese Weise die Fortpflanzung der Art in jedweder Möglichkeit zu sichern.

In Abhängigkeit von dem Angebot der Brutmöglichkeiten, brüten Feldsperlinge häufig in lockeren Kolonien, dabei wählen die überwiegenden Höhlen- und Nischenbrüter gelegentlich zur Brut auch Freinester, die unmittelbare Umgebung der Nistplätze wird grundsätzlich verteidigt.

Hat sich ein Männchen für einen Nistplatz entschieden zeigt er aufgeplustert seiner Angebeteten den Nistplatz, verführt und führt sie mit einem Hälmchen im Schabel zu dem ausgewählten Ort, den sie überprüft. Bei Wohlgefallen beginnen beide mit dem Nestbau, den sie entweder als Kugelbau gestalten oder als eine Art „unordentlicher Napf“ aus Blättern, Wurzeln und Halmen, weich ausgepolstert mit Federchen und Haaren. Effektiv arbeiten beide Partnervögel, kehren alle 2 bis 6 Minuten mit Nistmaterial zum Nest zurück, so dass der Bau in fünf Tagen vollendet ist. Das Brutgeschäft - in der Dauer von 11 bis 14 Tagen - beginnt mit der Ablage des letzten Eies eines Geleges, das in der Regel aus 4 bis 6 blass gefärbten, spindelförmigen, glatten Eiern besteht (seltener bis 9 Eiern), die kleiner und weniger kräftig gefärbt sind, als die der Haussperlinge. Beide Eltern brüten, allerdings mit einem höheren Anteil des Weibchens. Die kleinen Nesthocker werden von beiden Eltern versorgt, Frau Mamma hudert die Kleinen während der ersten acht Lebenstage, am 5. Lebenstag öffnen sich schon die Augen der Nestlinge, die schon am 10. Tag zum Nesteingang gelangen, um Futter zu erbetteln – in der ersten Zeit Insekten, aber zunehmend pflanzliche Nahrung – und dann mit etwa 15 bis 20 Tagen flügge zu werden.

Während der Brutperiode (Feldsperlinge brüten das erste Mal im Alter von einem Jahr), die in Mitteleuropa Mitte April bis Anfang Mai beginnt, ziehen Feldsperlinge zwischen zwei und drei Bruten groß, die sich gelegentlich auch überlappen können, so dass das Männchen die Erstbrut versorgt, während das Weibchen auf dem neuen Gelege sitzt. Die zahlreichen Prädatoren des Feldsperlings, zu denen nicht nur Sperber (Accipiter nisus) und Waldkauz (Strix aluco) - daneben gelegentlich auch Mäusebussard (Buteo buteo), Turm- (Falko subbuteo) und Wanderfalke (Falko tinnunculus)- zählen, sondern viel eher noch Hauskatze, Wiesel, Marder, Eichhörnchen und sogar Mäuse, dezimieren die Bruterfolge mit unterschiedlichen Forschungsergebnissen, die zwischen 1,2 bis 8,8 Jungvögeln pro Feldsperlingspaar variieren.

 

Die Lehre für das menschliche Verhalten im Hinblick auf das soziale Gefüge der Sperlinge? Zusammenhalt und die Schwächsten der Gesellschaft nicht vergessen.